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Umweltrecht und Verwaltungsrecht | 28.03.2023

Kiesel­steine und Schotter

Grau statt bunt - Schotter­gärten schaden Mikroklima und Arten­vielfalt

Begrünte Vorgärten für ein besseres Mikroklima

Kiesel­steine und Schotter statt blühender Sträucher und Stauden: Schotter­gärten mögen vermeintlich aufwandsarm sein und manche finden sie schick. Doch sie stellen eine Gefahr für Mikroklima und Arten­vielfalt dar.

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Ein akkurates Betonbett und darin ein Meer kleiner Steine: Schotter­gärten sind vielerorts sehr beliebt. Sie gelten als weniger arbeits­intensiv als ein Vorgarten voller Blumen und Sträucher. Für Arten­vielfalt und Mikroklima sind die Stein­wüsten aber ein schlimmer Trend. „Da findet ein Flächen­verbrauch im Kleinen statt“, sagt Stefan Petzold vom Natur­schutzbund (Nabu). Durch die Ver­siegelung könnten keine Pflanzen mehr wachsen, in der Folge fehle es Insekten und Vögeln an Nahrung.

Schotter erhitzt sich im Sommer auf bis zu 70 Grad

Zudem erhitzen sich Schotter­gärten im Sommer auf bis zu 70 Grad, wie Petzold sagt. „Dann speichern die Steine diese Hitze auch über Nacht und entsprechend ist dann die Umgebungs­luft auch deutlich heißer.“ Das führe zu Veränderungen des Mikroklimas, also des speziellen Klimas eines Areals, bis in die Nach­barschaft hinein.

Pflege­leichter sind Schotter­gärten nur kurzfristig. Zwischen den Steinen sammelten sich Laub und Staub, heißt es vom Landes­natur­schutz­verband Baden-Württemberg (LNV). „Auf diesem Nährboden können durch Vögel oder Wind verbreitete Samen keimen, und nach wenigen Jahren wächst auch in Schotter­gärten das Unkraut.“ Die Pflege sei dann sehr aufwändig, vor allem, wenn man auf Gift verzichten wolle.

Wie viele Schotter­gärten es hierzulande gibt, ist schwer zu sagen. Dem Bundes­umwelt­ministerium lägen dazu keine gesicherten Angaben vor, heißt es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Schon seit einiger Zeit aber mehrt sich der Gegenwind. Baden-Württemberg verbot 2020 die Neuanlage von Schotter­gärten, in mehreren weiteren Bundes­ländern und Gemeinden sind sie ebenfalls nicht erlaubt. Laut Nieder­sächsischer Bauordnung sind Schotter­gärten zum Beispiel bereits seit 2012 untersagt - erst kürzlich bestätigte das Oberverwaltungs­gericht Lüneburg, dass Bau­behörden in Nieder­sachsen Schotter­gärten verbieten dürfen.

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Ökologischer Kreislauf kommt durcheinander

Ein Schotter­garten bringe letztlich den ganzen ökologischen Kreislauf durcheinander, erklärt Petzold. Der Boden als eigentlich arten­reichstes Biotop in Europa verliere dort ohne Not seine Funktion und werde über Jahre unbrauchbar, sagt der Biologe Ulf Soltau. Das sei umso dramatischer, da Gärten und Siedlungs­bereiche mittlerweile unsere arten­reichsten Orte darstellten. Auf kleiner Fläche seien hier sehr viele verschiedene Lebensraum­typen vorhanden.

Soltau hat vor einigen Jahren die „Gärten des Grauens“ ins Leben gerufen. Auf mehreren Social-Media-Plattformen sammelt er Bilder von Schotter­gärten und plädiert für den Naturgarten. „Unsere Arten­vielfalt außerhalb der Städte ist inzwischen so drastisch zurück­gegangen, dass unsere Städte und Kommunen als Bio­diversitäts-Hotspot gelten“, sagt er. Doch: „Wo keine Pflanzen wachsen, wird sich auch kein Tier wohlfühlen.“ Allgemeiner Arten­verlust sei die Folge.

„Übertriebener Ordnungssinn“ tötet Artenvielfalt

Hinter Schotter­gärten sieht Soltau einen „übertriebenen Ordnungs­sinn“. Der macht der Arten­vielfalt auch an anderer Stelle zu schaffen: Kurz, saftig grün und unkrautfrei - englischer Rasen ist ein Albtraum für die Arten­vielfalt, aber noch immer der Traum vieler Garten­besitzer. Doch selbst im Mutterland des gepflegten Rasens gibt es inzwischen Gegen­bewegungen: Im Zuge der jährlichen Aktion „No Mow May“ (etwa: Mai ohne Mähen) der britischen Natur­schutz­organisation Plantlife sind Rasen­besitzer aufgefordert, zumindest im Mai ihre Wiese mal wachsen zu lassen. Dass Wildwuchs und wuchernde Gärten für Insekten wichtig sind, nimmt auch die Deutsche Garten­bau-Gesellschaft 1822 (DGG) zum Anlass, zum „mähfreien Mai“ aufzurufen.

Nicht nur die Arten­vielfalt leidet unter wenig grünem Lebensraum. Es gebe auch psychosoziale Folgen, die man bei Schotter­gärten nicht unterschätzen sollte, meint Soltau. „Wer in so einem Umfeld aufwächst, der wird auch keinen Bezug zur natürlichen Umgebung aufbauen und der wird später die Natur nicht kennen­lernen. Und was man nicht kennt, das schützt man nicht.“

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Viele verlieren den Bezug zur Natur

Die Natur sei für den Menschen enorm wichtig, findet auch der Psycho­therapeut Karl-Heinz Menzen. Der Bezug zur Natur sei vielen Menschen schon verloren­gegangen - und falle als Anregung von außen weg. „Schotter, Zement und Beton sind nicht gerade das anregendste“, sagt er. „Und was ist eine bessere Anregung, als von der Natur angesprochen zu werden?“

Schotter­gärten können zudem eine direkte Gefahr für Menschen bedeuten. Sie sind oft auf einer Folie oder einem Vlies angelegt, die kein oder kaum Wasser durchlässt. Natürlicher Boden funktioniere wie ein Schwamm, erklärt Petzold: Das Wasser versickert und steht Pflanzen später zur Verfügung. Bei wasserdicht grundierten Schotter­gärten hingegen fließe der Niederschlag oberirdisch über den Gehweg in die Kanalisation ab. „Das ist natürlich auch bei möglichen Starkregen-Ereignissen, die wegen der Klimakrise zunehmen, eine deutlich höhere Belastung der Kanalisation“, sagt Petzold.

Trend zum Schottergarten wegen der Verbote vorbei

So sehr viele Menschen offenbar an ihrem grau gekieselten Vorgarten hängen: Der Trend zum Schotter­garten sei - nicht zuletzt wegen der Verbote - vorbei, meint Bettina de la Chevallerie von der Garten­bau-Gesellschaft DGG. Das Interesse am Naturgarten wachse. In ihrer Schreber­garten­kolonie etwa gebe es Über­legungen zur Gestaltung der allgemein zugänglichen Flächen mit Insekten­hotels, Fledermaus­unterkünften und Blüh­streifen.

Insgesamt ist der Weg zu mehr wildem Grün aber wohl noch weit. Das zeige sich auch in ihrer Schreber­garten­kolonie, sagt de la Chevallerie. „90 Prozent der eigentlichen Gärten sind dann eher ohne Wild­pflanzen, sondern eher geordnet mit Rasen und nur bei 10 Prozent probieren die Gärtner etwas aus. So ähnlich sieht es, denke ich, bundesweit aus.“

Quelle: dpa/DAWR/ab
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