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Gefälscht wird alles, womit man Geld verdienen kann
Bohrmaschine, Designer-Stuhl, Badarmatur: Wer sich für ein qualitativ hochwertiges Markenprodukt entscheidet, freut sich über einen Promotionspreis beim Händler. Dass so einem Schnäppchen eine Produktfälschung zugrunde liegen kann, merken viele erst, wenn zu Hause die Qualität nicht stimmt. Für Regressansprüche ist es dann häufig zu spät. Vor allem dann, wenn die Ware online und aus dem Ausland bestellt wurde. Gefälscht wird inzwischen fast alles, womit sich Geld verdienen lässt. Das können ganze Möbel sein oder nur Teile davon wie Scharniere. Wasserkocher werden ebenso gefälscht wie Motorsägen, aber auch Schrauben und Dübel.
Produktfälscher täuschen mit nachgemachten Gütesiegeln
Die meisten Aufgriffe des Zolls und der Aufsichtsbehörden betreffen Markenverletzungen. Das Problem geht aber weit darüber hinaus. Denn auch Patente und Designschutzrechte werden massenhaft verletzt, seien aber viel schwieriger zu erkennen. Fast 100 000 Fälle von Produkt- und Markenpiraterie werden laut Tüv Süd jährlich an den EU-Außengrenzen festgestellt. Die Produktfälscher kümmern sich nicht um sicherheitsrelevante Prüfungen und täuschen bewusst mit nachgemachten Gütesiegeln.
Plagiate können eine Gefahr für Leib und Leben bedeuten
Das Problem: Wenn zum Beispiel Haushaltsgeräte nicht ausreichend isoliert sind, giftige Stoffe enthalten und die Geräte beim Gebrauch auseinanderfliegen, bedeutet das Gefahr für Leib und Leben. „Wir hatten mal einen Fall, da wurden in einer Waschtischarmatur billige Bleirohre verwendet“, berichtet Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius. „Beim Benutzen hätten die Verbraucher durch das unzulässig stark bleihaltige Wasser erkranken können.“ Die Aktion Plagiarius verleiht jährlich Preise für besonders dreiste Plagiate.
Was können betroffene Käufer tun?
Gewährleistungs- und Schadenersatzansprüche gegenüber dem Originalhersteller bestehen natürlich nicht. Gegen den Verkäufer der Fälschungen bestehen aber zumindest Ansprüche auf Gewährleistung. „Sie lassen sich aber schwer durchsetzen, wenn der Anbieter im Ausland sitzt oder mit falschen Adressen arbeitet.“ Denkbar wäre aber, dass der Verbraucher vom Verkäufer ein Originalprodukt statt der Fälschung fordert. Zudem empfiehlt Röer das Stellen einer Strafanzeige bei der Polizei, etwa wegen Betrugs. Denn: „Nachahmer stammen nicht nur aus China, wie gemeinhin angenommen, sondern auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern“, betont Lacroix. Das zeigen ihre bislang prämierten Plagiarius-Preisträger.
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Fälschungen lassen sich äußerlich oft nicht mehr von Originalen unterscheiden
Plagiate gibt es oft auf Märkten. „An den Ständen vor Ort sollten Produkt und Verpackung ganz genau angeschaut werden“, rät Lacroix. Ein schlechter Eindruck von Material und Verarbeitung, ein nicht korrektes Logo oder eine fehlende deutsche Gebrauchsanweisung sind Hinweise. „Aber Fälschungen sind äußerlich in den letzten Jahren besser geworden“, warnt Alexander Dröge vom Markenverband in Berlin. Fälscher wissen, dass Verbraucher hauptsächlich nach dem Aussehen kaufen.
Internet ist der größte Vertriebskanal für Fälschungen
„Das Internet ist der größte Vertriebskanal für Piraterie“, sagt Dröge. „Piraten bilden hier die Originalprodukte ab, verschickt werden aber die Gefälschten.“ Er empfiehlt, das Impressum der Seite anzuschauen. „Sitzt die Firma nicht in EU-Staaten, hat man womöglich noch nicht einmal die Möglichkeit, das Produkt umzutauschen -geschweige denn einen Hersteller für die Produkthaftung verantwortlich zu machen.“
Vorsicht beim Preis: 50 Prozent Preisdifferenz zum Originalpreis können ein Indiz für Produktpiraterie sein
Auch Lacroix rät, die Anbieter der Seite zu prüfen. Allgemeine Geschäftsbedingungen können auch Aufschluss über das Rückgaberecht geben. Ebenso empfiehlt sie, Online-Bewertungen über den Shop zu lesen. Und wie wirkt die Seite? Sind die Produktbeschreibungen fehlerhaft? Und der Preis? Ist er unrealistisch niedrig, sollte man letztendlich Abstand vom Kauf nehmen. Denn Preisdifferenzen von 50 Prozent und mehr zum Original-Herstellerpreis haben einen besonderen Grund, wie Dröge betont. Wenn es sich nicht um den Räumungsverkauf handelt, könne Piraterie dahinter stecken.
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Zoll beschlagnahmt gefälschte Produkte
„Wenn das Produkt zusätzlich noch aus dem Ausland geliefert wird, sollte man sich spätestens dann sicher sein, dass dies für keinen deutschen Markenhersteller ein wirtschaftliches Geschäft bedeutet“, betont der Markenexperte. Und Lacroix ergänzt: „Werden gefälschte Produkte außerhalb der EU bestellt und entdeckt der Zoll diese im Postverkehr, so wird die Ware einbehalten. Dann sind Geld und Produktweg - ein schlechtes Geschäft für den Käufer.“
Eine gute Alternative zum Internethandel ist und bleibt der stationäre Fachhandel
Wer auf Nummer sicher gehen will kauft im stationären Fachhandel. „Hier kann man davon ausgehen, dass Originalprodukte der Hersteller verkauft werden“, sagt Dröge. „Wer trotzdem online kauft, sollte sich auf die Seiten der großen Handelsfirmen begeben.“ Dort verkaufen seriöse Händler, gegen die man im Zweifelsfall auch Regressansprüche geltend machen kann.
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